In den darauf folgenden Jahrtausenden haben die Gezeiten in einem kontinuierlichen und ruhigen Rhythmus weitergewirkt. Der Meeresspiegel ist weiterhin, aber langsamer angestiegen und damit überflutete das Wasser die flache Auenlandschaft an der Wattenmeerküste immer mehr. Wenn das Wasser die Küstengebiete überflutet, lagert es Sedimente ab, die sowohl Sand, als auch Schlamm enthalten. Der Sand ist am schwersten. Somit lagert er sich bereits ab, wenn die Strömung unmittelbar vor der Küste abnimmt. Der Schlamm lagert sich jedoch erst ab, wenn das Wasser weiter landeinwärts still steht. Daher liegt der Sand an den Küsten und der nährstoffreiche Schlick und Schlamm weiter landeinwärts in den Flusstälern.
Ein Land aus Schlamm
In den letzten 8.000-9.000 Jahren ist der Wasserspiegel an der Küste im Südwesten Jütlands um 17 Meter angestiegen. Das bedeutet, dass das Meer mit dem Puls der Gezeiten im gleichen Zeitraum neues Land mit bis zu 17 Metern Höhe abgelagert hat. Bohrungen durch die Schichten der Marsch haben gezeigt, dass unter vielen Metern mit Schlick und Ton eine Torfschicht auf Sand aus einer Zeit liegt, bevor die Gezeiten mächtig wurden.
Die Insel Rømø zeigt, wie die Gezeiten Land bilden. Der Name Rømø ist auf das dänische Wort „rimme“ zurückzuführen, das eine flache Sandbank vor der Küste bezeichnet. Nach und nach nahm die auf dieser Sandbank abgelagerte Sandschicht zu. Der Wind häuft den Sand zu Dünen auf, die eine Insel bilden. Hinter den Dünen entsteht ausreichend Windschatten und das Wasser steht lange genug still, um Schlamm abzulagern: so entsteht die Marsch. Und so sind die charakteristischen Landschaften des Wattenmeergebietes unter dem Einfluss der Gezeiten entstanden.
Sturmfluten und Deiche
Die von dem Meer abgelagerte tonhaltige Erde ist nährstoffreich. Daher ist die Erde der Marsch fett, verglichen mit den Heideflächen weiter landeinwärts. Im Laufe der Zeit hat sie eine verhältnismäßig große Bevölkerung entlang der Wattenmeerküste gut ernährt.